KI vs. Creator: Wer gewinnt?

Hello Smart Chiefs,

manchmal werfen die größten Erfolge die tiefsten Fragen auf. Letzte Woche habe ich euch gefragt, ob ich einen neuen YouTube-Kanal starten soll. Eure Reaktionen? Stark. Nicht nur ein einfaches „Ja“, sondern Begeisterung: „Mach es – aber mach es richtig groß!“

Dieses Feedback hat mich berührt – und gleichzeitig ins Grübeln gebracht. Denn es gibt eine viel größere Frage, die dahintersteckt: Lohnt es sich heute überhaupt noch, in einer Welt, die von Algorithmen und KI geprägt ist, einen YouTube-Kanal, einen Newsletter oder einen Podcast zu starten?

Wir leben in einer Zeit, in der Avatare wie Lil Miquela – eine digitale Influencerin, die weder echt ist, noch schläft – Millionen von Fans gewinnen und Markenbotschaften prägen. Wie können wir da als echte Menschen noch mithalten?

Die Antwort, die mich überzeugt: Mittelmaß wird ignoriert. Aber wer sich traut, außergewöhnlich zu sein, der hat eine Chance – mehr als je zuvor.

Wie das geht, weiß ein Meister, der mit KI nichts am Hut hat: Der Journalist Constantin Seibt hat in seinem exzellenten Buch Deadline schon im Jahr 2013 erklärt, was großartigen Content wirklich ausmacht. Ich empfehle es jedem zu lesen!

Das Geheimnis liegt nämlich nicht darin, einfach live zu gehen, sondern eine Persona zu erschaffen - eine unverwechselbare Kunstfigur, die wir selbst kreieren dürfen.

Deshalb habe ich KI-Ikone Lil Miquela analysiert und konkrete Learnings aus Seibts Tipps gezogen. Heute zeige ich euch, wie ich so an meine eigene Formatentwicklung herangehe (und Spoiler hiermit: Das Format wird kommen, juhu!).

Los geht’s!

1. Thema: Es muss neu, wichtig und überraschend sein

Als ich zum ersten Mal von Lil Miquela hörte, war ich irritiert – und genau das machte sie spannend. Eine KI, die modisch, sozial engagiert und verletzlich ist und gleichzeitig auf bizarre Art und Weise “perfekt”? Dieses Thema sprengt Erwartungen. Ihre Macher haben eine Figur geschaffen, die Diskussionen anregt: über Technologie, Identität und Kultur.

Für dich:
Wenn du ein neues Format startest, brauchst du ein Thema, das nicht nur interessiert, sondern fesselt. Ein Thema, das die Frage „Warum sollte mich das interessieren?“ auch für deine Audience sofort beantwortet.

• Was ist die zentrale Frage deines Formats?

• Warum ist das Thema jetzt relevant?

• Welche Perspektive hast nur du – und sonst niemand?

2. Haltung: Nichts ist schlimmer als Beliebigkeit

Lil Miquela hat Haltung. Sie setzt sich für Diversität und Gerechtigkeit ein, auch wenn das polarisiert. Ihre Macher wussten: Beliebigkeit ist der Tod von Aufmerksamkeit. Haltung erzeugt Reibung, und Reibung erzeugt Relevanz.

Für dich:
Wenn du ein Projekt startest, frag dich, wofür du wirklich stehst – und sei bereit, dazu zu stehen. Haltung bedeutet auch, dass nicht jeder dich mögen wird.

• Was ist deine Botschaft, die klarer nicht sein könnte?

• Womit wärst du bereit, anzuecken?

• Welcher Grundwert zieht sich durch alles, was du tust?

3. Handwerk: Qualität ist kein Extra, sondern die Basis

Lil Miquelas Inhalte sind perfekt inszeniert. Jede Aufnahme, jede Caption und jede Interaktion zeigt: Hier wurde nichts dem Zufall überlassen. Wenn du Inhalte veröffentlichst, darf kein Detail unfertig wirken. Menschen spüren, ob du dir Mühe gibst – oder ob du es „nur so” machst.

Für dich:
Es geht nicht nur darum, zu produzieren, sondern meisterhaft zu sein. Das bedeutet:

• Ist meine Audioqualität im Podcast exzellent?

• Ist mein Videoschnitt auf YouTube so, dass die Videos geklickt werden?

• Schaffe ich im Newsletter Inhalte, die Fakten in eine Geschichte verwandeln?

Ich weiß, das steht im Widerspruch zum Motto “Better done than perfect”. Aber ich spreche auch nicht davon, sich in unnötigen Details zu verlieren (Farbe grün oder blau, Schrift dick oder kursiv), sondern darauf zu achten, dass die wichtigen Parameter stimmen.

4. Überraschung: Liefere, was niemand erwartet

Lil Miquela überrascht. Sie wirkt menschlich – und doch ist sie es nicht. Ihre Story hat Wendungen: Mal streitet sie sich mit anderen Influencern, mal reflektiert sie über ihre „Existenz“. Das Unvorhersehbare hält ihre Fans bei der Stange.

Für dich:
Überraschung ist, was Menschen innehalten lässt. Frage dich:

• Wie kann ich bekannte Themen neu verpacken?

• Welches „Aha-Erlebnis“ biete ich meinen Zuschauern?

• Gibt es Momente, die völlig gegen Erwartungen spielen?

5. Rhythmus: Der Puls, der Content lebendig macht

Lil Miquela hat einen Rhythmus: Zwischen tiefgründigen Postings gibt es Leichtes, zwischen Bildern auch mal ein TikTok-Trend. Diese Balance macht sie konsistent und lebendig zugleich.

Für dich:
Ein guter Content-Rhythmus ist wie eine Melodie: Er zieht dich rein und hält dich fest. Frage dich:

• Gibt es in meinem Format eine Dramaturgie, die Spannung aufbaut?

• Plane ich Abwechslung zwischen leichten und tiefgründigen Inhalten?

• Wie stelle ich sicher, dass meine Zuschauer nie wissen, was als Nächstes kommt?

6. Präzision: Sag es in wenigen, klaren Worten

Lil Miquela spricht in einer präzisen, minimalistischen Sprache. Kein Wort zu viel, kein unnötiger Ballast. Vor allem spricht sie die Sprache ihrer Zielgruppe. Präzision schafft Klarheit – und Klarheit sorgt dafür, dass Menschen hängen bleiben.

Für dich:
Lange Texte, unstrukturierte Videos oder überladene Newsletter langweilen. Lerne zu schneiden, bis nur noch das Wesentliche übrig bleibt. Frage dich:

• Kann ich meinen Punkt in einem Satz sagen?

• Sind meine Inhalte so klar, dass sie in Erinnerung bleiben?

• Wo kann ich kürzen, um mehr zu sagen?

7. Seele: Warum sollte es mich berühren?

Das größte Kunststück der Macher von Lil Miquela ist, dass sie einer KI Seele eingehaucht haben. Sie weint, sie lacht, sie träumt. Sie wirkt lebendig.

Für dich:
Ohne Seele ist jeder Content tot. Die Seele deiner Inhalte bist du. Teile deine Fehler, deine Hoffnungen, deine Visionen. Frage dich:

• Was in meiner Story berührt andere Menschen?

• Welche meiner Schwächen macht mich nahbar?

• Wie kann ich zeigen, dass hinter meinem Projekt echte Leidenschaft steckt?

Lil Miquela mag ein Produkt sein. Aber:

Sie lehrt uns, wie wir selbst als Menschen herausragend sein können.

Die Umfrage vergangene Woche hat mir gezeigt, dass ihr Lust auf ein neues Format habt. Aber ich bin mir sicher, dass ich nicht nur „irgendeinen Kanal“ starten will. Was wir alle wollen, ist ein Projekt, das bleibt, weil es auf den Punkt ist. Ein Projekt, das andere inspiriert, weil es Haltung hat.

Work smart. Create better.

Eure,
Laura ✨