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Mach deine Augen auf bei KI-Browsern - das sollst du wissen 🤝
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Willkommen an die 166 neuen Smart Chiefs, die diesen Newsletter neuerdings lesen. Viel Spaß!
Guten Abend Smart Chiefs,
während wir uns über die neuesten Features von ChatGPT freuen, läuft im Hintergrund ein Krieg um die Zukunft des Webs. OpenAI hat Atlas gelauncht, Perplexity bringt Comet auf den Markt. Google und Microsoft rüsten ihre Browser mit KI-Funktionen auf. Tim Berners-Lee, der Erfinder des World Wide Web, schlägt Alarm: Das fundamentale Prinzip des Internets steht auf dem Spiel. SOS! Aber was heißt das für mich?
🔥 Ihr merkt schon: Wir müssen reden!
Heute im Newsletter:
Was genau ist bitte ein KI-Browser? Und warum drehen alle so am Rad?
Die Top 5 Links der Woche und
danke für die Bewertung des heutigen Newsletters! Schreibt gerne auch 2,3 Sätze dazu, was ihr gut findet/ was ich ändern soll. Jede Info hilft mir total. 🙂
Ich habe kürzlich ein Gespräch mit Dr. Richard Socher und Everlast AI verfolgt, dem deutschen KI-Pionier im Silicon Valley und CEO der Suchmaschine yo.com. Socher ist ein Pionier der KI-Forschung, seine Veröffentlichungen haben die Entwicklung der Large Language Models wie ChatGPT stark beeinflusst. Er zählt zu den meistzitierten Forschern seines Feldes. Seine Einschätzung zu den neuen KI-Browsern ist vernichtend: "Das ist bescheuert und sehr vertrauensunwürdig."
Warum diese harten Worte? Die Antwort liegt in der wahren Motivation hinter diesen Browsern. Es geht nicht um bessere Nutzererfahrung. Es geht um Daten. Massive Mengen an Verhaltensdaten.
Okay…, was wollen “die” jetzt schon wieder mit meinen Daten?
Dahinter steckt natürlich ein Geschäftsmodell, das Socher wie folgt erklärt: Wenn du eine E-Mail erhältst und dann zehn verschiedene Webseiten besuchst, um Flüge oder Hotels zu buchen – dabei die teuren Hotels meidest und auch nicht die billigsten Hostels wählst – lernt das System daraus. Es beobachtet, welche Aktionen Menschen nach bestimmten Informationen ausführen. Diese Trainingsdaten sind Gold wert für die Entwicklung autonomer Aktionsagenten.
Das Ziel? Ein "selbstfahrender Browser", der letztendlich einem persönlichen Butler entspricht. Du gibst eine Aufgabe vor, er erledigt sie komplett autonom.
Klingt verlockend, oder?
Gerade hier wird es gefährlich. Denn Socher warnt vor massiven Sicherheitslücken: Kleinere Browser können komplett gehackt werden. Jetzt stell dir nämlich vor, ein Hacker könnte diesen persönlichen Assistenten mit nur einem einzigen bösartigen Link kapern und ihn in einen Spion verwandeln, der deine Daten stiehlt.
Das ist kein hypothetisches Szenario. Sicherheitsforscher von LayerX haben eine kritische Sicherheitslücke im neuen, KI-gestützten Comet-Browser von Perplexity entdeckt, die genau das ermöglicht. Dieser Fund zeigt eine völlig neue Art von Bedrohung, die speziell bei KI-basierten Browsern auftritt – denn hier geht es nicht nur um Datendiebstahl, sondern um die vollständige Übernahme der KI selbst.
Um das Risiko noch besser zu verstehen, hilft ein einfaches Bild:
Ein moderner KI-Browser ist wie ein digitaler Butler. Manche dieser „Butler“ können lediglich mit dir sprechen – zum Beispiel Webseiten zusammenfassen oder komplexe Themen erklären. Aber eine neue Generation sogenannter „agentischer“ Browser – wie Perplexitys Comet – ist ein Butler, dem du den Schlüssel zu deinem digitalen Leben gibst. Er darf auf dein Gmail oder deinen Google-Kalender zugreifen, um Aufgaben für dich zu erledigen – etwa E-Mails schreiben oder Termine planen.
Die Gefahr besteht darin, dass diesem mächtigen Butler unbemerkt ein geheimer, bösartiger Zettel untergeschoben wird. Genau das ist der Kern dieser Sicherheitslücke: Ein Angreifer kann einen scheinbar harmlosen Weblink erstellen, der versteckte Anweisungen enthält. Sobald die KI des Browsers diese liest, ignoriert sie den eigentlichen Nutzer – und beginnt stattdessen, direkt dem Angreifer zu gehorchen.
Für das Opfer wirkt der Angriff erstmal harmlos, im Hintergrund aber läuft ein hochkomplexer Vorgang ab. Ein einfacher Link wird zur Waffe, die in fünf Schritten einen präzise geplanten digitalen Diebstahl ausführt.
Was heißt das für uns?
Erstmal Finger weg. Zumindest sagt KI-Experte Socher, sei das Risiko viel zu hoch. Er selbst würde mindestens noch "ein paar Monate warten", bevor er einen solchen Browser installiert. Und es gibt noch mehr Kritik: denn erinnert ihr euch an Berners-Lee aus dem ersten Satz des Newsletters - der Godfather des World Wide Web?
Er sieht das Problem noch grundsätzlicher. Wenn Nutzer Informationen nur noch von KI-Browsern erhalten und nicht mehr die ursprünglichen Webseiten besuchen, "könnte das ganze Modell zusammenbrechen". Die Verlinkungsstruktur des Internets – das, was das Web zum Web macht – würde obsolet.
Stell dir wieder vor: Du fragst deinen KI-Browser nach den besten Restaurants in Berlin. Er gibt dir eine perfekte Antwort, basierend auf hunderten von Webseiten. Doch du besuchst keine einzige dieser Seiten. Die Restaurantbetreiber, Food-Blogger und Bewertungsplattformen gehen leer aus. Ihre Inhalte werden konsumiert, aber sie erhalten keinen Traffic, keine Werbeeinnahmen, keine direkten Kundenanfragen.
Das ist nicht nur ein technisches Problem. Es ist ein ökonomisches. Das Internet, wie wir es kennen, basiert auf einem simplen Tauschgeschäft: Inhalte gegen Aufmerksamkeit. KI-Browser durchbrechen diesen Kreislauf.
Berners-Lee hat eine Gegenstrategie entwickelt: digitale Datenwälder. Mit seiner Firma Inrupt arbeitet er am Solid-Projekt. Die Idee? Nutzer speichern und kontrollieren ihre persönlichen Daten selbst. Eine persönliche KI erhält dann Zugang – was sie deutlich leistungsfähiger als aktuelle Lösungen machen soll.
Bis das marktreif ist, dauert es noch ein bis zwei Jahre. Bisher ist die Lösung nur für Entwickler zugänglich.
Was denkt ihr: Sind KI-Browser die Zukunft oder der Anfang vom Ende des offenen Internets? Ich bin gespannt auf eure Perspektiven.
Work smart not hard.
Eure, Laura
PS: Du hast in dem Text gemerkt, dass es wieder Updates gibt, von denen auch ich noch nichts weiß? Schreib mir eine Email. Und: Teile diesen Newsletter mit anderen Smart Chiefs. Noch immer made by humans ❤️
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