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Mein erster Shitstorm - und 5 Learnings 😵
Jeder sollte es erleben
Hello Smart Chiefs,
für alles im Leben gibt es ein erstes Mal. Manche sind wie ein Faustschlag ins Gesicht: so auch der erste Shitstorm, den ich vergangene Woche auf LinkedIn kassierte. Auf die Härte an Reaktionen war ich nicht vorbereitet. Mir wurde die Kompetenz als Mutter abgesprochen, das Wort “Nazis” fiel - und andere krasse Aussagen. Falls ihr also vergeblich auf den Newsletter am Donnerstag gewartet habt: ich war erschöpft, und hätte das Thema am liebsten ein für alle mal abgehackt. Aber das kann ich nicht, denn je mehr Tage vergehen, desto mehr muss ich über meine Gedanken sprechen:
Warum wir Shitstorms riskieren und lernen müssen, sie auszuhalten.
Warum wir mehr Verantwortung auf Social Media tragen, als uns lieb ist.
Wie wir damit umgehen, sollte es soweit kommen - 5 Tipps.
Doch was war eigentlich passiert?
Ich war in Dubai, um meine Schwester zu besuchen. Die Stadt habe ich nie gemocht: sinnloser Luxus, keine Pressefreiheit, erschreckende Menschenrechtssituation. Meine Schwester aber sagte, mein Blick sei oberflächlich. Also gab ich der Stadt eine Chance, ging mit Locals ins Gespräch und lernte die guten Seiten kennen. In einem selbstironischen, leicht provokanten Ton schrieb ich über meine Learnings auf LinkedIn. Der Tenor: in Deutschland könnten wir uns davon etwas abschauen - und entfachte ein Feuer der Empörung.
Ich schwitzte am ganzen Körper, meine Gedanken rasten und je mehr Kommentare einprasselten, desto mehr steigerte ich mich rein. Erst wollte ich mich wehren, aber die Kritiker hat das null interessiert. Ich spürte Missverständnis, Ohnmacht und Rechtfertigungsdrang - und gab am nächsten Tag ein Statement ab, um meine Sicht auf die Dinge klarzustellen. Doch während ich stundenlang auf dem Handy tippte, fragte ich mich plötzlich: ist es das wert, so krass zu leiden, wegen eines Posts?!
„In Deutschland darf man doch alles sagen“, höre ich oft, wenn es um das Thema Meinungsfreiheit geht. Und ja die Medien werden hier nicht zensiert wie in Russland oder China. Trotzdem ist es mit der Meinungsfreiheit nicht so einfach: Auch wenn es keine offizielle Zensur gibt, ist es der soziale Druck, der uns stärker beeinflusst als uns lieb ist. Befreundete Unternehmer erzählen mir oft, sie würden gerne kritischer Stellung beziehen. Aber: “Den Stress tu’ ich mir nicht an.” Und auch für mich wäre es leichter, weichgespültes Zeug zu posten à la: „5 Tipps, wie ihr den Alltag effizienter gestaltet.“ Ich weiß: dafür gibt es Likes, es bietet keine Angriffsfläche, ich werde gemocht. Genau das, wonach wir uns Menschen sehnen! Denn allein schon evolutionsbedingt wollen wir zu einer Gruppe dazugehören. Deshalb riskieren wir es ungern, von ihr ausgeschlossen zu werden.
Ein solches Denken ist aus meiner Sicht aber toxisch!
In der Kommunikationswissenschaft beschreibt dieses Phänomen die Theorie der Schweigespirale. Wenn sich niemand traut, bestimmte Ansichten auszusprechen, glauben wir, niemand würde so denken wie wir – was wiederum dazu führt, das keiner die eigentliche Wahrheit ausspricht. Das Ergebnis ist ein verfälschtes Meinungsbild. Eine solche Selbstzensur ist aus meiner Sicht eine große Gefahr für die Demokratie. Deshalb ist als Content Creator wichtig, dass wir lernen, Gegenwind auszuhalten.
Wie das geht? Hier fünf Erfahrungswerte:
1. Schließt euch mit Leuten zusammen, die es gewöhnt sind, mit kontroversen Meinungen in der Öffentlichkeit zu stehen - in meinem Fall sind das andere Creator oder Journalisten. Ihnen könnt ihr vorab euren Text schicken, um herauszufinden, ob eure Argumente überzeugend sind. Mehrere Standpunkte zu kennen, verschafft euch Sicherheit.
2. Stellt euch auf Gegenwind ein. Mein größtes Problem: Ich war nicht auf den Shitstorm vorbereitet. Während ich mit meiner Familie in Thailand war, musste ich zeitgleich Hasskommentare managen. Das hat mich überfordert. Deshalb: Überlegt euch, ob der Zeitpunkt für den Post der Passende ist, holt euch jemanden an die Seite, der euch beim Community Management unterstützt.
3. Habt immer eure Argumente parat. Ihr könnt nur dann respektvoll euren Kritikern entgegentreten, wenn ihr eure Meinung auch mit Fakten belegt. Gute Recherche ist also das A und O.
4. Bleibt immer empathisch. Klar, wenn dir das Muttersein abgesprochen wird, ist es superschwierig, sachlich zu bleiben. Überlegt euch aber: Warum werden deine Kritiker so super persönlich? Meist ist das ein Zeichen von Schwäche. Wenn ihr euch das klarmacht, fällt es leichter, darüber zu stehen. Menschen argumentieren oftmals wenig sachlich aus Frust heraus oder Minderwertigkeitsgefühlen.
5. Gesteht euch Fehler ein: In meinem Fall habe ich gemerkt, dass ich in der Außenwahrnehmung über die Stränge geschlagen habe. Ich hätte besser einordnen müssen, Kontext liefern. Deshalb bezog ich am nächsten Tag Stellung. Der Schritt war für mich unheimlich wichtig, um zu zeigen, dass ich die Kritik verstehe und annehme. Wenn das alles nicht hilft: Löscht die App für kurze Zeit vom Handy, um etwas Abstand zu gewinnen. Wenn die Emotionen abflachen sind, könnt ihr ein Statement abgeben - oder im Zweifel zu euren Worten stehen. Denn was ihr niemals tun solltet: Den Post löschen! Denn dann zensiert ihr euch selbst.
In diesem Sinne: Text Smart, not Hard!
Eure, Laura
PS: Wenn euch gefällt, was ich schreibe, und ihr noch mehr SMART CHIEFS in eurem Umfeld kennt, freue ich mich so sehr, wenn ihr diesen Newsletter weiterleitet. Tausend Dank an dieser Stelle! Let’s grow together.
Press Worthy
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✍️ Smartes Zitat
"How can you give a fuck what people think when they don’t have the full picture? And more importantly, how can you judge someone when you don’t have the full picture?"
- Gary Vaynerchuck
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